Artikel mit dem Tag "bayerische Literatur"



Literarische Porträts · 12. August 2020
Dem Schrecken des Zweiten Weltkriegs hat München über verschiedene Wege und Umwege zwei ursprünglich Dresdner Gewächse zu verdanken: Mein Lieblingscafé Kreutzkamm, berühmt für seinen original Dresdner Baumkuchen und bis zu seinem Umbau mit seiner angenehmen Atmosphäre ein idealer Rückzugsort nach einem harten Arbeitstag oder wenn mein wundes Herz aus anderen Gründen Linderung brauchte. Für mich der ideale Ort, um über Gott und die Welt nachzudenken oder einfach die Seele baumeln zu...
Literarische Porträts · 22. März 2020
Mein Schwiegervater liebt die bayerischen Alpen, ich die Literatur. So vereinbaren wir einmal einen Familienausflug auf die Tuften, Thomas Haus in Tegernsee. Zugegeben: Thoma gehörte bis dato nicht zu meinen Lieblingsautoren – ehrlich gesagt hatte ich bis zu diesem Ausflug noch nicht eine Zeile von ihm gelesen. Bekannt waren mir seine Lausbubengeschichten oder der Einakter Erster Klasse durch, gelinde gesagt, süßliche Verfilmungen, die Filserbriefe kannte ich zwar vom Titel, aber nicht...
Literarische Porträts · 18. Februar 2020
Eigentlich gehören weder mein Mann noch ich zu den Sammlernaturen. Trotzdem verfügen wir in unserem Haus allmählich über eine beachtliche Kollektion an Eulen der unterschiedlichsten Größen und Materialien – allesamt Geschenke. Dass wir ausgerechnet mit Eulen beschenkt werden, hat seinen Grund in einer Familientradition: Besucher, die zu uns kommen, werden gebeten, sich mit einer Eule im Gästebuch zu verewigen. Wieso ausgerechnet Eulen? werden wir immer wieder gefragt. Die Gründe...
Literarische Porträts · 07. Februar 2020
Der Leser möge mir verzeihen, wenn ich mit diesem Titel Anleihen bei Fontane nehme; immerhin wurde die Autorin, um die es in diesem Porträt geht, passenderweise mit dem Fontane-Preis ausgezeichnet. Doch das ist nicht der eigentliche Grund. 'Unwiederbringlich' deshalb, weil Annette Kolb in ihrem Roman Die Schaukel in eine Welt entführt, die zur Entstehungszeit des Werks bereits unwiederbringlich vergangen ist. Ihr Roman ist wie der Schwanengesang auf eine verschwundene Welt. Er versetzt seine...
Literarische Porträts · 25. Oktober 2019
Einer der für mich bedeutendsten Sätze aus der antiken Philosophie stammt von Heraklit und lautet panta rhei, alles fließt. Ein Satz, der das ewige Schweben allen Seins zwischen Noch-nicht und Nicht-mehr beschreibt. Das gilt nicht nur für unsere individuelle, flüchtige Existenz, für unser persönliches Werden und Wachsen: Wie Wasser quillt, sprudelt, schwillt, tost, mündet, versickert, manchmal versiegt oder sich unsichtbar seinen Weg bahnt, um an anderer, unvermuteter Stelle wieder zu...
Literarische Porträts · 19. Oktober 2019
Der Tag des offenen Denkmals hält diesmal etwas ganz Besonderes für mich bereit: ein königliches Liebesnest in der Gestalt eines einfachen Bauernhauses. Ich bin gespannt, was uns erwartet, und so machen mein Mann und ich uns an einem wunderbaren Spätsommervormittag auf zu einem kleinen Ausflug. Idyllisch am Isarhochufer direkt neben dem Gut Menterschwaige gelegen, das schon seit über hundert Jahren ein beliebtes Ausflugsziel für die Münchner ist, befindet sich eben dieses königliche...
Literarische Porträts · 17. Mai 2019
Diese Geschichte verdanke ich einer lieben jungen Bekannten. Gemeinsam mit ihrer Freundin besuchte sie den Grashof des Kreuzgangs im Würzburger Neustift, das sogenannte Lusamgärtlein, ein kleines, romantisch abgeschirmtes Geviert, das von den Einheimischen zärtlich das Liebesgärtlein genannt wird. Man hatte den beiden Studentinnen erzählt, dass unglücklich Liebende dorthin kommen und Blumen auf einen Stein legen; sobald die Blumen verwelkt sind, soll dann auch der Liebeskummer...
Literarische Porträts · 17. November 2018
Den Schriftsteller Max von der Grün habe ich bis vor kurzem ausschließlich mit dem Ruhrpott in Verbindung gebracht. Was ich nicht wusste: Von der Grün wurde 1926 in Bayreuth geboren und wuchs in Schönfeld bei Mitterteich auf. Eine harte Zeit, acht Jahre nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg. Grün ist das Kind armer Eltern, seine Mutter ist Dienstmagd, sein Vater Schuhmachergeselle ohne feste Anstellung. Weil die Mutter arbeiten muss, wächst der Junge bei seinen Großeltern auf. Arbeit gibt...
Literarische Porträts · 18. September 2018
Das mittelfrankische Städtchen Zirndorf ist deutschlandweit vor allem für sein Aufnahmelager bekannt. Wie Strandgut werden Menschen aus aller Herren Länder hier angeschwemmt. Sie verbindet bei allen kulturellen, ethnischen, religiösen und persönlichen Unterschieden einzig und allein der traurige Umstand, fremd in diesem Land Deutschland zu sein. Seltsamer Zufall, dass sie ausgerechnet nach Zirndorf kommen - oder besser gesagt, dass sich ebendieses Auffanglager ausgerechnet in Zirndorf...
Literarische Porträts · 02. September 2018
Als meine Kinder noch klein waren, habe ich ihnen oft Märchen vorgelesen. In einem, war als Motiv wiederkehrende Verse eingefügt, die auf mich einen ganz besonderen Zauber ausübten. Oh, du Falada, der du hangest, Oh du Jungfer Königin, da du gangest, wenn das deine Mutter wüsste, das Herz tät ihr zerspringen. Mit diesen Worten grüßt der abgeschlagene, an ein Tor genagelte Pferdekopf des Falada die ins Unglück gestürzte Königstochter und er symbolisiert damit die Liebe ihrer Mutter,...